SIMKI-Absolventen berichten
Dipl.-Päd. Stefanie Bröhl (Kurs II-VT 2003 - 2008)
„Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, eine Ausbildung zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin zu absolvieren? Das wäre doch was für Sie!”, fragte mich mein Mentor während des Praktikumssemesters, welches ich im Rahmen meines Pädagogikstudiums an der TU Dresden in einer Erziehungsberatungsstelle absolvierte.
Bis dahin hatte ich bereits mit viel Freude zehn Jahre mit sprach- und verhaltensauffälligen Vor- und Grundschulkindern gearbeitet. Nachdem durch die politische Wende ein Geburtenknick entstanden war und Arbeitslosigkeit drohte, entschloss ich mich, ein Studium aufzunehmen. In meiner Diplomarbeit behandelte ich das Thema „Kritische Erziehungssituation und Hilflosigkeit, eine Untersuchung am Umfeld ADHS-Betroffener”.
Nach meinem Studium bewarb ich mich um einen Ausbildungsplatz bei SIMKI. Das methodenübergreifende Konzept sprach mich an: Gestalttherapie, Systemische Therapie oder Psychodrama… Es versprach eine umfassende, vielseitige Ausbildung zu werden. Bald nach dem Beginn stellte ich fest, dass es doch ein sehr anspruchsvoller Weg war. Und mir ging es wie bei schweren Bergtouren: Am Beginn weiß man zwar, dass es anstrengend wird, aber unterwegs braucht man Durchhaltevermögen, genügend Energiereserven und Geduld.
Wir waren der zweite Ausbildungsgang. Von der Institutsleitung, insbesondere meinen Supervisoren, habe ich mich gut begleitet gefühlt. Im Nachhinein schätze ich sehr, dass ich die vielen einzelnen Psychotherapieverfahren erleben konnte. Und so begeisterte Praktiker! Diese Begeisterung habe ich übernommen und sie bestimmt bis heute mein berufliches Handeln. Auch die SIMKI-spezifische Regel, Einzelselbsterfahrung zu absolvieren, habe ich positiv erlebt. Ich finde es verantwortungsvoll und bereichernd, dass ein künftiger Psychotherapeut neben der Gruppenselbsterfahrung auch Einzelselbsterfahrung durchlaufen sollte. Das ist leider bei vielen Instituten nicht der Fall.
Es gelang mir, die Ausbildung in der Regelstudienzeit zu beenden. Nach fünf Jahren war ich approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin. Zum Glück wurde ich bald (von meiner ehemaligen Supervisorin) angestellt und konnte so bis zu meiner eigenen Niederlassung 2010 in meinem neuen Beruf tätig sein.
Nach einigen Jahren Praxis bin ich nun auch an mehreren Instituten Dozentin und Supervisorin. Und ich engagiere mich im Berufsverband DPTV. Letzteres finde ich sehr wichtig: Wenn man bedenkt, dass es den Beruf erst seit 21 Jahren sozialrechtlich gibt, ist es enorm, was die Kollegen entwickelt haben und welch qualitativ hochwertige Ausbildungsinhalte vermittelt werden.
Eine Studienfreundin gab zu bedenken, ob sich eine aufwändige KJP-Ausbildung lohne, wenn man nicht sicher sein könne, eine Kassenzulassung zu bekommen. Ja – es lohnt sich. Mit der weiteren Entwicklung der psychotherapeutischen Versorgung werden immer mehr hochqualifizierte Fachkräfte gebraucht, auch in Jugendhilfeeinrichtungen. Ich habe die Ausbildung sowohl in meinem beruflichen, als auch in meinem persönlichen Ergehen als gewinnbringend erlebt und ich bin sehr froh, dass mein damaliger Mentor mich ermuntert hat, über SIMKI nachzudenken.
Kontakt
Psychotherapeutische Praxis für Kinder, Jugendliche und Familien
Dipl.-Päd. Stefanie Bröhl
Nürnberger Straße 39
01187 Dresden
Dipl.-Soz.päd./arb. (FH) Doreen Opfer (Kurs II-VT 2003 - 2008)
Für mich war SIMIKI aufgrund der Nähe zu Dresden interessant. Das methodenübergreifende Konzept habe ich erst während des Studiums schätzen gelernt. Es ist bereichernd, die unterschiedlichen Therapieansätze in die therapeutische Praxis integrieren zu können, je nachdem, was die Kinder oder Jugendlichen benötigen.
Für mich waren während des Studiums die Spieltherapie und die Gestalttherapie nachhaltig. Erstere wende ich sehr gern mit jüngeren Kindern an, zweitere hat interessante Selbsterfahrungsprozesse angeregt und ich setze sie gern bei der Arbeit mit Jugendlichen ein.
Die SIMKI-Ausbildung habe ich in der Regelstudienzeit absolviert. Es war nicht immer einfach, denn die Haupterwerbstätigkeit musste in den Hintergrund treten, um das Pensum eines KJP-Studiums schaffen zu können. Somit waren flexible Arbeitszeiten und finanzielle Rücklagen notwendig.
Seit zehn Jahren bin ich in eigener Praxis niedergelassen. Unsere Patienten kommen aus dem Stadtgebiet Dresden, aber auch von außerhalb.
In den letzten zehn Jahren sehe ich einige Veränderungen in der Arbeit mit Jugendlichen. Früher sind sie häufig auf Druck ihrer Eltern gekommen, das ist heute immer noch oft der Fall, aber mittlerweile rufen sie auch von sich aus an. Viele Jugendliche kennen jemanden aus ihrem Umfeld, der eine Therapie macht oder gemacht hat. Die Akzeptanz von Psychotherapie, besonders in dieser Altersgruppe, ist sehr gestiegen. Das hat m. E. viel mit dem Internetkonsum zu tun. Die Jugendlichen informieren sich über Krankheitsbilder und haben teilweise ein detailliertes Wissen über psychische Störungen und ihre Symptome.
Depressive Episoden sind in den letzten Jahren bei Jugendlichen vermehrt diagnostiziert worden. Die Hintergründe sind vielschichtig. Ich denke, Jugendliche sind häufiger mit dem Anspruch konfrontiert „Ihr könnt alles werden”, „Ihr könnt alles machen”. So kommen sie in eine Resignation oder in eine Lethargie hinein, weil sie sich überfordert fühlen oder sich nicht entscheiden können. Es könnte der „falsche Weg” sein, für den sie sich entschieden haben. Aus dieser Überforderung heraus ziehen sie sich in die Depression zurück. Ich erlebe bei Jugendlichen mit gut situiertem Elternhaus im Hintergrund, dass die eigenen Ansprüche zu hoch sind, um dem Ideal der Eltern zu entsprechen. Die Eltern äußern diese Erwartung häufig gar nicht, aber das Vorgelebte lässt unrealistische Vorstellungen vom eigenem Selbst entstehen. Dieses Problem spitzt sich zu. Perspektiven zu entwickeln – was ist möglich, was passt zum/zur Jugendlichen – wird dann zur therapeutischen Aufgabe.
Inzwischen kommen weniger jüngere Kinder. In der Tendenz ist im Kindergarten alles noch entspannt, die Kinder dürfen sich „frei entwickeln”, was häufig verwechselt wird mit einem offenen, weniger strukturgebenden Konzept. Somit wird oftmals verpasst, beim Kind eine innere Struktur aufzubauen. Kommt das Kind in die Schule, werden aber innere Strukturen vorausgesetzt. Hat das Kind diese nicht entwickelt, resultieren daraus Probleme, die u. U. vermeidbar gewesen wären.
Ein Kind hat keine innere Struktur, diese entwickelt sich erst im Laufe des Lebens und vollzieht sich von außen nach innen. In der Therapie arbeite ich mit diesen Erst-, Zweit- und Drittklässlern an der inneren Struktur, damit sie in der Lage sind, Grenzen zu erkennen und einzuhalten. Auch ein Phänomen, das sich in den letzten Jahren zugespitzt hat und dem Mainstream des offenen Konzeptes entspricht. Ich habe jedoch das Gefühl, dass viele Pädagoginnen und Pädagogen die Problematik erkannt haben und vermehrt zu klareren Strukturen zurückkehren.
Es war immer mein Ziel in eigener Niederlassung zu arbeiten. Aber man erkennt erst im Tun, wie vielschichtig und herausfordernd der therapeutische Alltag ist.
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Psychotherapeutische Praxis für Kinder und Jugendliche
Dipl.-Soz.päd./arb. Doreen Opfer
Hartigstraße 12
01127 Dresden
Dipl.-Soz.arb./päd. (FH) Julia Häcker (Kurs III-VT 2005 - 2010)
Ich arbeite inzwischen seit acht, neun Jahren niedergelassen als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin und – ehrlich gesagt – ich kann mir nichts anderes mehr vorstellen. Es ist spannend, immer wieder neue junge Menschen kennenzulernen und zu schauen, wie ich mit meiner Ausbildung, mit meinem Wissen helfen kann. Ich behandle auch kleine Kinder, schon ab einem Alter von zwei Jahren. Es gibt kaum einen Tag, an dem ich nicht gerne in die Praxis komme.
Ich habe einen Behandlungsschwerpunkt, das sind posttraumatische Belastungs- und Bindungsstörungen, also schwierige Geschichten und Schicksale. Es liegt nicht in meiner Hand zu verhindern, dass Kinder schlimme Dinge erleben. Aber ich kann dazu beitragen, dass die Kinder trotzdem eine Leben haben, welches lebenswert ist. Es gelingt nicht in jedem Fall, aber das ist doch ein großartiger Job.
Am Anfang der SIMKI-Ausbildung hatte ich noch keine Einsicht in das methodenübergreifende Konzept. Inzwischen bin ich froh, dass ich verschiedene Sichtwinkel kennengelernt habe. Wenn ich bei dem einen oder anderen Patienten denke, jetzt kommst du grad gar nicht weiter, dann erinnere ich mich doch noch an etwas, was vor Jahren bei SIMKI behandelt worden war.
Die Dozentinnen und Dozenten bei SIMKI hatten eines gemeinsam: eine Überzeugung, eine positive Haltung dem Kind, der Familie gegenüber. Sie haben gebrannt für das, was sie machen und uns ein Therapeutenbild vermittelt, eine Haltung. Sie haben uns ihr Wissen mitgegeben, aber nicht missionierend, sondern eher mit der Aufforderung, selbst etwas zu suchen. Die Mittel und Wege müssen zu einem passen, sonst nehmen die Kinder das überhaupt nicht ab.
Mir ist es wichtig, ein Stück von dieser Haltung in der Weiterbildung und als Supervisorin weiterzugeben. Aus Rückmeldungen von Supervisanden weiß ich, dass sie es schätzen, auf diese Weise – und nicht nur mit Vorgaben – in einem Suchprozess begleitet zu werden. Das hatte ich auch bei SIMKI erlebt.
Im Moment ändert sich ja gerade ganz viel in der Ausbildung. Berufsbegleitend war es eine Herausforderung, ein großer zeitlicher Aufwand. Es wäre nicht fair, das zu verschweigen. Aber ich hätte es nicht missen wollen, trotz aller Grenzerfahrungen. Es war eine spannende Zeit.
Kontakt
Psychotherapeutische Praxis für Kinder und Jugendliche
Dipl.-Soz.arb./päd. Julia Häcker
Dammweg 15 HH
01097 Dresden